Den Klimawandel bekämpfen und gleichzeitig Lebensmittel anbauen
Nach diesem Motto arbeitet Spacenus! Das Start-up hilft Landwirten, ihre Anbaumethoden effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Sie bieten Lösungen an, die Satellitenbilder und künstliche Intelligenz nutzen, um präzise Empfehlungen für die Düngung und und Analyse des Kohlenstoffgehalts im Boden geben zu können. Ziel ist es, den Einsatz von Düngemitteln zu optimieren, den organischen Kohlenstoff im Boden zu steigern und den CO₂-Ausstoß in der Landwirtschaft zu reduzieren. Besonders im Fokus steht die regenerative Landwirtschaft, die Böden gesund hält und gleichzeitig den Klimawandel bekämpft.
Der Gründer Riazuddin Kawsar fand sein Interesse an der Arbeit im Bereich des Klimaschutzes während seiner Masterarbeit: Er erkannte, dass es eine enge Verbindung zwischen Landwirtschaft und Klimawandel gibt und beschloss, sich mit diesem Themengebiet intensiver zu befassen. Zu dieser Zeit arbeitete er in einem Unternehmen, welches sich auf digitale Strategien und Werkzeuge für Landwirte in in Amerika und Europa fokussierte und konnte dort zusätzlichen Input erhalten. Teil seiner Arbeit war die Entwicklung eines digitalen Tools, welches Landwirten bei ihren Aufzeichnungen unterstützen sollte. Dabei erkannte Riazuddin die große Schwierigkeit Landwirte Daten, zum Beispiel zur Größe oder den Grenzen der Felder, zu erhalten. Aus diesem Grund nahm er sich vor, eine intelligente Lösung zu entwickeln, um die Prozesse der Informationsgewinnung und der Kommunikation zu vereinfachen. Dafür schloss er sich mit einem ehemaligen Arbeitskollegen, Lionel Born, zusammen und gründete 2015 das Start-up.
Sie überlegten sich, welche Aspekte für sie zentral sind und wie sich diese in ihrem Unternehmensnamen widerspiegeln können – uns so entstand „Spacenus“. Dieser setzt sich aus den Begriffen „Space“ (englisch für Weltall) und „us“ (englisch für „wir“) zusammen. Damit betonen sie noch einmal die Symbiose zwischen modernster Satellitentechnologie und uns Menschen und das auch wir Teil der Zukunftsvision sind.
Die Firma entwickelt eine APP und API-Lösung, die es Landwirten ermöglicht, genaue Felddaten einfach über eine Karte zu erfassen. Zunächst konnte das Programm berechnen, wie viel Eingaben an welcher Stelle entsprechend dem variablen Ertragspotenzial Feldes ausgebracht werden sollte, um die Bestellung der Felder genauer und effektiver zu gestalten. Das Team wusste aber, dass sie noch mehr tun möchten und ergänzten ein erntespezifisch Düngemittel-Empfehlungssystem, welches nicht nur die Menge an benötigtem Düngemittel berechnet je nach Nährstoffmangel der Pflanzen, sondern auch die Anwendungsmöglichkeiten auf technischer Ebene verbessern kann. Die Rückmeldungen waren positiv und es wurden weitere Wünsche geäußert, welche das Start-up zusätzlich integriert hat, wie beispielsweise Aussagen über die Qualität des Ackerbodens, Verbesserungsvorschläge zur Steigerung von diesen und das Dokumentieren der Daten. Die Software stellen sie auch Unternehmen zur Verfügung, da die Landwirte von diesen abhängig sind und es die Umsetzung der Wünsche sowie die Kommunikation erleichtert.
Mit Unterstützung des ESA Inkubators wurden die formulierten Wünsche weiterentwickelt und das Start-up erhielt eine Finanzierung von 2 Millionen Euro, wodurch sie wachsen und bis zu 12 Mitarbeiter:innen beschäftigen konnten – ihren Fokus setzten sie zunächst auf Präzisionslandwirtschaft. Ab 2020 verlagerten sie diesen jedoch stärker auf die Suche nach Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels mithilfe ihres Programmes – Carbon Farming. Sie arbeiten jetzt an einem ESA-Projekt namens SatMRV, das es den Nutzern ermöglicht, den organischen Kohlenstoff in landwirtschaftlichen Böden genauer und kostengünstiger zu kartieren, indem weniger Bodenproben benötigt werden.
Ein großes Ziel für die Zukunft ist es, Kooperationspartner in der Lebensmittelindustrie zu finden und gemeinsam weitere Lösungen für die Lieferketten auszuarbeiten, vor allem im Hinblick auf den Green Deal und CSRD-Berichterstattung, der Europa bis 2050 klimaneutral machen soll. Dies stellt das Start-up vor einige, neue Herausforderungen, insbesondere wenn es darum geht, die Landwirte zur Nutzung neuer Technologien zu motivieren und das Bewusstsein für den Klimaschutz in Unternehmen und vor allem auch bei jedem Einzelnen zu schaffen – dafür möchten sie die Landwirtschaft und die Konsumenten mehr miteinander vernetzen.
Für das kommende Jahr planen sie, eine einjährige Testphase ihrer Software für Unternehmen zu ermöglichen, bei der die ESA die Hälfte der Kosten deckt, um ein attraktives Angebot für interessierte Firmen zu schaffen. Zusätzlich bietet Spacenus kostenfreie Beratungen an, um unverbindlich Möglichkeiten und Potenziale für neue Kunden herauszuarbeiten. Derzeit arbeiten sie daran, ihr Netzwerk auszuweiten und sind offen für neue Kooperationen, alles unter dem Motto „Den Klimawandel bekämpfen und gleichzeitig Lebensmittel anbauen“.